STATISTA

Staatskunst Pioniernutzung Repräsentation

Artwashing

How to enter the Artwashing machine

Du bist total kreativ und willst eine Ausstellung planen, hast aber keinen Raum in der Stadt? Kein Problem! Es gibt Leute, die haben, was du suchst …und auch sie können dich gut gebrauchen! Außerdem haben sie ein großes Herz für Kunst!

Viele Städte verkaufen Grundstücke in zentraler Lage an große Investor*innen und Immobilienfirmen. Ein paar Leute aus der Nachbarschaft finden die Investor*innen nicht so toll. Sie meinen, sie würden die Gegend „gentrifizieren“ (->Gentrifizierung) und Bewohner*innen verdrängen. Weil Investor*innen das wissen, geben sie sich Mühe, etwas ganz tolles für die Nachbarschaft zu machen: Kunst! Kunst ist gut und Kunst mag jede*r! Hier kommst du ins Spiel! Die Investor*innen haben Geld und Raum – und du brauchst Raum und Geld. Eine klassische Win-Win-Situation, könnte man meinen. Wenn du Glück hast, machen sie sogar Werbung für dich und geben dir die richtige Plattform, um dir einen Namen als Künstler*in zu machen! Eine Werbeagentur hilft dabei. 

Zusammen könnt ihr dein Projekt realisieren. Als Zwischennutzung, versteht sich. Deiner Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Street-Art und Graffiti kommen bei jungen Zuschauer*innen besonders gut an, auch beim internationalen Publikum. Die Inhalte dürfen ruhig frech und rebellisch sein. Ein wenig Gesellschafts- und Kapitalismuskritik schadet auch nicht. Das ist authentisch und passt zum Ort. Bis zum Ende der Ausstellung kannst du dich dann richtig austoben. Die Aufräumarbeiten übernehmen am Ende die Investor*Innen. Jede*r wird sich später an diese wilde und kreative Zeit erinnern. 

Ein halbes Jahr später steht dort, wo deine Ausstellung stattfand, vielleicht ein hohes Bürogebäude mit moosbepflanzter Außenfassade. Das sieht nicht nur schick aus, sondern filtert gleichzeitig die schlechte Luft von draußen. Drinnen arbeiten innovative Start-Ups. Deine Kunst hängt nicht mehr an den Wänden, aber der wilde und rebellische Spirit hat das Gebäude nie verlassen! Hier pulsiert nun die kreative Stadt. Drumherum entstehen Cafes, Bars, Co-Working-Spaces und Designerläden mit Vintage-Klamotten in den Schaufenstern für eine neue Community.  Die Preise mögen sich vielleicht ein wenig verändert haben, aber deine Kunst war ja auch nicht umsonst.

Für dich ist hier jetzt vielleicht kein Platz mehr. Aber du weißt ja selbst wie das mit der Kunst ist. Kunst lebt für den Moment! Und Raum lässt sich gut vermarkten und der Markt bestimmt den Preis. Der ist jetzt hoch. Luxuswohnungen sind übrigens auch sehr beliebt! Umgeben von dem kreativen Geist, zu dem auch du beigetragen hast, entsteht hier eine andere Gegend und ein urbaner Mainstream wie aus einem Londoner Katalog.

Der Immobilienkonzern hat sich geschickt angestellt, hat was für die Kunst getan und dabei ein gutes Geschäft gemacht. „Artwashing“ nennt sich das. Vom Gewinn kauft sich die Firma ein Grundstück in einem neuen Kiez. Ein paar Leute aus der Nachbarschaft finden die Investor*innen oft nicht so toll. Sie meinen, sie würden die Gegend „gentrifizieren“ und ihre Bewohner*innen verdrängen. Weil die Investor*innen das wissen, geben sie sich Mühe, etwas ganz tolles für die Nachbarschaft zu machen: Kunst! Hier kommst du ins Spiel!